Die Bremischen Häfen sind ein bedeutendes Zentrum des maritimen Handels und Seeverkehrs und tragen erheblich zur Wirtschaftskraft Bremens bei. Der energieintensive Hafenbetrieb bringt jedoch auch eine Vielzahl von Auswirkungen mit sich, die den Umwelt- und Klimaschutzzielen Bremens entgegenstehen. Wir, das Referat für Umwelt und Klimaangelegenheiten, arbeiten daran, diese Herausforderungen zu meistern und setzen uns aktiv für einen nachhaltigen, umweltschonenden Hafenbetrieb, der mit den wirtschaftlichen Zielen in Einklang steht, ein. Um die Klimaneutralität der Häfen bis 2035 zu erreichen, bringen wir Hafenprojekte zur Dekarbonisierung voran und unterstützen die Transformation der Schifffahrt.
Wir arbeiten mit unterschiedlichen Akteuren auf lokaler, europäischer und internationaler Ebene zusammen. Auf operativer Ebene findet eine Zusammenarbeit mit der Hafenmanagementgesellschaft bremenports und dem Hansestadt Bremischen Hafenamt (HBH) statt. Eine enge Verzahnung mit den anderen Referaten unserer senatorischen Behörde und den Ressorts der anderen Senatsstellen ist außerdem eine wichtige Voraussetzung unserer umfassenden Arbeit.
Nachhaltigkeit bedeutet eine generationengerechte und –übergreifende Nutzung von Ressourcen und Gütern und enthält die Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales. Der Umschlag in den Häfen schafft Arbeitsplätze und bringt Wohlstand in die Region. Um ökologische Anforderungen in dem biologisch wertvollen Weserästuar zu erfüllen, werden insbesondere folgende Themen fokussiert:
Umweltzertifizierung nach PERS (Port Environmental Review System):Bremenports wurde bereits sieben Mal nach dem Umweltmanagementsystem der Europäischen Seehafenorganisation (ESPO) zertifiziert. Ziel ist eine kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistung des gesamten Standorts der Bremische Häfen. Weitere Informationen sowie den PERS-Bericht finden Sie auf der Website von bremenports.
Kompensation: Für Baumaßnahmen und Erweiterungen der Hafengebiete werden als Ausgleich neue Habitate angelegt und aufgewertet. Die größte bereits entwickelte Kompensationsfläche ist die Luneplate südlich von Bremerhaven.
Sedimentmanagement: Für die Zufahrt der Seeschiffe in die Bremischen Häfen ist eine ausreichende Wassertiefe unerlässlich. Die ausgebaggerten Sedimente werden strengen Kontrollen unterzogen, um entweder in Gewässer umgelagert zu werden, oder an Land umweltgerecht deponiert zu werden.
Entsorgung von Schiffsabfällen und Ladungsrückständen: Schadstoffe, Ladungsrückstände und Schiffsabfälle gelangen ins Meer. Nach dem internationalen MARPOL Abkommen gibt es strenge Regelungen, um den Eintrag von Stoffen ins Meer zu regeln, diese werden bis auf Bremische Gesetzesgrundlagen übersetzt. Schiffe sind hier verpflichtet, vor dem Auslaufen ihre Abfälle zu entsorgen.
Weitere Infos finden Sie in unserem Infoblatt. (pdf, 108.9 KB)
Ein wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit ist der Klimaschutz. Die energieintensiven Prozesse im Hafen und auch die Schifffahrt selbst klimaneutral zu betreiben, stellt eine besondere Herausforderung dar. Für die Häfen ist das Ziel der Klimaneutralität bis 2035 gesetzt. Bereits heute werden zahlreiche Maßnahmen und Projekte realisiert, um die Dekarbonisierung zu erreichen:
Landstrom: Ein wichtiger Schritt zur Emissionseinsparung ist die Versorgung der Schiffe mit Landstrom aus Erneuerbaren Energien. Zur Landstromnutzung sind bestimmte Schiffstypen ab 2030 laut EU Paket „Fit für 55“ verpflichtet. Im Überseehafen ist die Landstromversorgung bereits ab September 2025 für Car Carrier möglich. Im Folgejahr werden die Anlagen ebenso auf den Container- und Kreuzfahrtterminals ausgebaut.
Alternative Treibstoffe und Wasserstoff sind für die Dekarbonisierung der Schifffahrt und des Hafenbetriebs in den Bereichen unverzichtbar, in denen eine direkte Elektrifizierung des Energiebedarfs nicht möglich ist. In der Hochseeschifffahrt oder anderen Transportsektoren könnten künftig synthetisch hergestellte, klimaneutrale Treibstoffe vermehrt zum Einsatz kommen. Ein Beispiel für einen solchen Kraftstoff ist synthetisches Methanol, das aus grünem Wasserstoff und Kohlenstoff aus nicht-fossilen Quellen hergestellt wird. Der Einsatz sogenannter „e-Fuels“ bietet großes Potential, Schadstoff- und Treibhausgasemissionen zu reduzieren und schließlich zu vermeiden. Die Bremischen Häfen haben die Regularien zur Schiffsbetankung mit Methanol Anfang 2025 vereinheitlicht und bezeichnen sich als „Methanol Ready“.
Zudem arbeiten die Bremischen Häfen daran, sogenannte Green Shipping Corridors, spezielle Schifffahrtsrouten zwischen ausgewählten Häfen, auf denen emissionsarme Schiffsantriebe gezielt eingesetzt werden, zu etablieren. Ziel der Green Shipping Corridors ist es den CO₂-Ausstoß in der Schifffahrt zu senken.
Dekarbonisierung des Hafenbetriebes: In dem Projekt CO2-neutraler Überseehafen wurden Maßnahmen modelliert, um auch die Terminals bis 2035 emissionsfrei zu betrieben. Das Konzept sieht eine Elektrifizierung der Hafenanrainerbetriebe vor, bei verstärkter Eigenenergieversorgung mit Erneuerbaren Energien.
Der Environmental Ship Index (ESI) ist ein weltweit gültiges, freiwilliges System unter Führung der International Association of Ports and Harbors (IAPH) zur Bewertung der Umweltleistung von Schiffen in Bezug auf Treibhausgasemissionen, Luftschadstoffen, Energieeffizienz und Landstromfähigkeit. Weltweit sind über 6.000 Schiffe registriert und mehr als 60 Häfen bieten finanzielle Anreize für besonders umweltfreundliche Schiffe. In den bremischen Häfen erhalten pro Quartal 25 Schiffe mit einem ESI-Wert von mindestens 45 Punkten einen Hafengebührenrabatt von bis zu 4.500 € pro Schiffsanlauf.
Die Auswirkungen des Klimawandels sind bereits heute deutlich spürbar. Deshalb gewinnt die Klimaanpassung ebenso an Bedeutung: Es werden vielfältige Maßnahmen ergriffen, um die Folgen der Klimakrise abzumildern. Dazu zählen unter anderem bauliche Maßnahmen im Hochwasserschutz – an Deichen, Schleusen und Sperrwerken und auch die bestehende Infrastruktur wird gezielt an extreme Wetterereignisse, wie häufigere Hitzeperioden und Starkregen angepasst.
Weitere Infos finden Sie in unserem Infoblatt. (pdf, 108.9 KB)
Die bremischen Häfen beteiligen sich am EU-Projekt "North Sea Hydrogen Valley Ports", das die Dekarbonisierung der europäischen Hafenwirtschaft vorantreiben soll. Das Projekt, das durch EU-Mittel im Rahmen des Interreg-Programms gefördert wird, zielt darauf ab, Häfen zu zentralen Drehscheiben für grünen Wasserstoff (H2) und Power-to-X (PtX)-Kraftstoffe wie zum Beispiel Methanol zu entwickeln. Das Projektkonsortium umfasst dabei insgesamt neun Partner aus fünf Ländern und deckt die Bereiche Wirtschaft, Wissenschaft und öffentliche Verwaltung ab.
Ein zentraler Aspekt des Projekts ist die Entwicklung von "Port Hydrogen Valley Master Plans" und darauf aufbauend die Erweiterung der hierbei genutzten Methodik, so dass diese auch von anderen europäischen Häfen genutzt werden kann. Die erarbeiteten Pläne werden darauf abzielen, eine effiziente Wasserstoffwirtschaft im Bereich der Häfen zu etablieren, wodurch bedeutende Fortschritte in der europäischen Energiewende ermöglicht werden können. Zudem ist der Aufbau eines Netzwerks von Häfen und Stakeholder-Gruppen für den Austausch von Erfahrungen und Know-how ein zentrales Ziel, wobei die bremischen Häfen eine führende Rolle einnehmen.
Von bremischer Seite beteiligen sich das Referat für Umwelt- und Klimaangelegenheiten der Senatorische Behörde für Wirtschaft, Häfen und Transformation sowie das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) an dem Projekt. Der Fokus des Referates für Umwelt- und Klimaangelegenheiten liegt in diesem Projekt dabei auf der Begleitung einer Studie zur Erstellung eines Designs für ein möglichst klimaneutral angetriebenes Schiff. Die Frage, welcher nachhaltige Energieträger in Kombination mit welcher technischen Lösung für den Antrieb verschiedener Schiffstypen am besten geeignet ist, ist aktuell noch nicht klar beantwortet. Wasserstoff ist ein vielversprechender Kandidat, aber auch Optionen wie die Elektrifizierung des Antriebssystems könnten sich für einige Schiffstypen als besser geeignet erweisen. Dieser Frage soll im Rahmen der geplanten Studie nachgegangen werden, in der das Anforderungsprofil der Hafenschiffe der Bremer Häfen (Hafenamt 1 und Hafenamt 2) als exemplarische Grundlage für die Anforderungen des untersuchten Schiffstyps dienen soll. Ausgehend von der als am besten geeignet identifizierten Antriebstechnologie und der entsprechenden Brennstoffart soll ein vorläufiger Schiffsentwurf für ein Schiff mit diesem Anforderungsprofil erstellt werden.
Jochen Kreß
Referatsleiter
Tel.: +49 421 361- 17117
jochen.kress@wht.bremen.de
referat32wirtschafthaefenund-transformation@wht.bremen.de